Literarischer Garten

Eibe

Botanischer Name: Taxus baccata

Die Europäische Eibe (Taxus baccata), auch Gemeine Eibe oder nur Eibe genannt, früher auch Bogenbaum, Eue, Eve, Ibe, If, Ifen, ist die einzige europäische Art in der Pflanzengattung der Eiben (Taxus).

Der Gattungsname geht auf das griechische toxon zurück, was sowohl Eibe als auch Bogen bedeutet. Der Gattungsname baccata kann mit beerentragend übersetzt werden.

Die Eibe ist ein in Mitteleuropa einheimischer Nadelbaum. Heute sind natürliche Vorkommen der Art selten. In Grünanlagen und Gärten wird sie jedoch häufig angepflanzt.

Auf dem Hollerhof wurden seit 1997 mehr als 50 Eiben gepflanzt. Einige davon werden durch regelmäßiges Schneiden zu unterschiedlichen Formen beschnitten. So bilden zwei aufrechte Quader den Eingang zum Bauerngarten, eine großer Zapfen steht vor der Scheune und eine asymetrische Spirale markiert ein Übergang zum Freigelände. Bei uns heißt sie Henry Moore, weil mich die Bronzefigur „Butterfly“ (2010) vor dem Haus der Kulturen der Welt zu der Form inspiriert hat. In den letzten Jahren kommen unter Büschen immer mehr Eiben-Sämlinge auf. Die größten sind bereits etwa einen Meter hoch.

Kulturgeschichtliches

Seit der Jungsteinzeit ist die Verwendung des schweren und gleichzeitig elastischen Eibenholzes für Bögen, andere Waffen und Werkzeuge belegt. Im Mittelalter hat insbesondere die Nutzung für Armbrüste und Bögen zu einem extremen Rückgang der Bestände in den Wäldern geführt.

In der Naturheilkunde von der Antike bis ins Mittelalter spielten Eibenzubereitungen bei Erkrankungen wie Epilepsie, Diphtherie, Rheuma und Hautausschlägen eine Rolle.

Ab der Renaissance werden Eiben in der Gartengestaltung für geometrische oder figürliche Formschnitte eingesetzt. Sehr beliebt waren scharf geschnittene Formhecken in Barockgärten.

Mythologie

Der Eibe wurde häufig mit dem Tod in Verbindung gebracht, was auf ihre Giftigkeit oder ihre dunkle Krone zurückgeführt werden kann (Roloff et al. 1998).

Die alten Griechen sahen die Eibe als Tor zur Unterwelt und als Wächterin der Seele (Hageneder 2006). Sie galt als der heilige Baum der Nachtgöttin Hekate, die mit Tod, Mond, Totenbeschwörung und Hexerei in Verbindung gebracht wurde.

Im alten Rom galt die Eibe als Baum, der die Unterwelt bewachte.

Die Kelten glaubten, dass die Eibe zwischen der Welt der Toten und Lebenden wacht (Hageneder 2006). Wegen dieser Verbindung zur Ewigkeit galt sie als heiliger Baum. Zauberstäbe und Wünschelruten aus Eibenholz sollten vor bösen Geistern schützen (Zürcher et al. 1998).

William Shakespeare (1564 – 1616) beschreibt den Brauch Eibenzweige bei Toten ins Leinentuch zu stecken (Roloff et al. 1998).

In modernen Ausdeutungen der keltischen Mythologie wie dem keltischen Baumkalender wird die Eibe sowohl als Baum des Todes wie als Baum der Geduld und des ewigen Lebens betrachtet.

Literatur

Der römische Schriftsteller Ovid (43 v. Chr.-17 n. Chr.) schreibt in seinem Werk Metamorphosen, in dem er Verwandlungsgeschichten aus der antiken Mythologie erzählt:

„Abwärts senkt sich der Weg von trauernden Eiben umdüstert führt er durch Schweigen stumm zu den unterirdischen Sitzen.“

Plinius der Ältere beschreibt die giftigen Eigenschaften der Eibe in seiner Naturgeschichte und erwähnt auch die Verwendung von Eibenextrakt zum Vergiften von Pfeilspitzen. In seinem Bericht über den Tod von Catuvolcus, dem König der Eburonen schreibt Julius Cäsar (100 – 44 v.Chr.), dass dieser sich das Leben nahm, indem er den Saft von Eibenblättern trank (https://gogreenbk-org.translate.goog, aufgerufen am 31.03.2025).

Es gibt Überlegungen, ob es sich bei Yggdrasil, dem nordischen Lebensbaum aus der im Mittelalter verfassten Sage „Edda“ um eine Eibe handeln könnte (Hageneder 2006). Yggdrasil ist in der „Edda“ der schönste und heiligste Baum, dessen Zweige sich vom Himmel bis zur Erde ausbreiten und so die Erde mit dem Götterland verbinden (Hopfner et al. 1996).

In der Dichtung des 15. bis 19. Jahrhunderts wurde die Eibe meist als ein Symbol für den Tod gesehen. In Shakespears „Romeo und Julia“ sagt Balthasar in der letzten Szene, in der Romeo stirbt:

„Derweil ich unter dieser Eibe schlief, träumt ich, mein Herr und noch ein anderer föchten, und er erschlüge jenen.“

Gedichte

Im Archiv des Literarischen Gartens gibt es drei Gedichte, die sich mit der Eibe beschäftigen. Dabei werden ihr mystische Kräfte und eine besondere Bedeutung beim Übergang vom Leben zum Tod zugeschrieben. So endet das Gedicht „Der Mond und die Eibe“ von Sylvia Plath (1932 – 1963) mit den Zeilen

Und die Botschaft der Eibe ist Schwärze – Schwärze und Stille.

Namensgebungen

Der aus dem Französischen stammende Vorname Yves ist von Eibe abgeleitet und bedeutet so viel wie Bogenschütze.

Bei einigen Orten ist das Wort Eibe Bestandteil des Ortsnamens (z.B. Eibenstock oder Eibelstadt). In anderen Orts-, Flur- und Bergnamen weist der Bestandteil „ib“ auf frühere Eibenbestände hin, zum Beispiel Unteribental, Unteriberg oder Ibenkuppe (Wikipedia, aufgerufen am 01.04.2025)

Wappen

Die Wappen einiger Gemeinden zeigen stilisierte Eiben, oft mit roten Früchten.

links: Heimiswil (Kanton Bern / Schweiz)

rechts: Theeßen (Stadt Möckern / Sachsen-Anhalt)